Digitaler Safer Space

Digitaler Safer Space

In Corona Zeiten sind reale Begegnungen schwieriger. Viele Räume sind nicht mehr zugänglich, was es für Personen, die noch nicht voll in Gruppen oder Kontexte eingebunden sind, schwierig machen kann, Kontakt zu finden und sich auszutauschen. Auf dem Festival haben wir deshalb Zoom-Austausch-Räume zu bestimmten Zeiten eingerichtet, die zum Austausch, zur Vernetzung, zum digitalen Abhängen da sind. Diese sind nicht moderiert oder vorgestaltet, es ist aber immer eine Awareness Person anwesend. Wir haben uns dazu entschieden diese Räume exklusiv zu gestalten, weil einige Personen meistens von der Dominanzgesellschaft unsichtbar gemacht werden, und es deshalb oft schwieriger ist sich zu begegnen.

Bitte betretet unten aufgelistete digitale Räume nur wenn die jeweiligen Positionierungen auch auf euch zutreffen. Positionierungen sind nicht unbedingt sichtbar, bitte geht respektvoll und achtsam miteinander um. Wenn ihr euch nicht innerhalb der für die Austausch-Räume festgelegten Beschreibungen positioniert, aber eure Sympathie zu diesen Gruppen ausdrücken wollt, ist dies nicht der Ort dafür.

Zeiten für Austausch-Räume:

BIPoC-Only: Sonntag, 17.30 Uhr; Zugang: per Mail oder durch Anmeldung einer Veranstaltung -> ausschließlich für Personen die sich als Schwarz, indigen, und/oder als Person of Color positionieren.

FLINTA-Only: Freitag, 19.30-22.00 Uhr; Zugang: per Mail oder durch Anmeldung einer Veranstaltung -> ausschließlich für Personen, die sich als Frau, Lesbe, Intersexuell, Nonbinary, Trans, Transweiblich, Transmännlich, Asexuell positionieren.

Queer-Only: Samstag, 17.30-19.30 Uhr, Zugang: per Mail oder durch Anmeldung einer Veranstaltung -> ausschließlich für Personen, die sich als Queer, Lesbisch, Schwul, Trans, Transmännlich, Transweiblich, Nonbinary positionieren.

Es kann verunsichernd sein, unbekannte Leute ohne einen konkreten Anlass zu treffen. Schaut, wie ihr euch wohlfühlt: Vielleicht ergibt sich ja ein nettes Gespräch, vielleicht habt ihr Fragen wie andere grade diese Zeiten erleben oder wo ihr euch andocken könnt. Vielleicht nahmt ihr an Veranstaltungen teil, über die ihr euch gerne mit anderen FLINTA*, Queers oder BIPoC austauschen wollt, oder nutzt sie, um euch für kommende Veranstaltungen zu vernetzen.

Außerdem gibt es in der Safer Spaces Materialsammlung (HYPERLINK) Musik und Podcasts zum Weiterlernen, Empowern oder Entspannen und Wohlfühlen. Dort finden die Teilnehmer:innen Hinweise für Self-Care (dt. Selbst-Fürsorge), gerade zu Zeiten von Isolation und Online-Events.

Für weiße Personen, für Cis-Personen, für Heteras, für Able-bodied Personen haben wir einen digitalen Lernraum (HYPERLINK) geschaffen. Hier könntet ihr Quellen und Ressourcen anschauen und machtkritisch lernen. Wir möchten intersektional denken, was für uns bedeutet, uns mit den Machtstrukturen in denen wir machtvoll sind kritisch zu beschäftigen. Wir würden euch bitten euch dafür Zeit zu nehmen.

Übungen zum Unwohlsein - Von Awarness Hildesheim/Prosanova Festival

Selbstständige Erste Hilfe bei Schreck, Panik, Angst und Unwohlsein Mit Hilfsmitteln

• Einen Bonbon lutschen • Ein warmes Getränk trinken • Intensive Sinneseindrücke wie das Essen von scharfem Ingwer, riechen von intensiven Gerüchen wie Essig oder Minze, lutschen eines Eiswürfels, kalte Dusche • Mit einem Igelball über die Handflächen und den Körper rollen • Musik hören • Papier zerreißen, Zerplatzen von Luftpolsterfolie, Linien mit dem Kugelschreiber ziehen

Unauffällige Bewegungen (in der Öffentlichkeit)

• Reguliertes Atmen • Nach etwas Schönem oder Interessantem in der Umgebung suchen, die Umgebung beobachten • Bemerkt oder unbemerkt Grimassen schneiden • Ausgiebig gähnen • Mit den Fingern zählen • Leichte Rechenaufgaben, rückwärts zählen o.Ä. • Die Hände abwechselnd zu Fäusten ballen und wieder öffnen • Innerer sicherer Ort

Größere Bewegungen (für Zuhause)

• Sich selbst umarmen und streicheln • Die Arme über den Kopf werfen / Belastendes hinter sich werfen • Den Körper schütteln • Mit den Beinen abwechselnd stampfen • Luftboxen • Sich hin- und herwiegen • Bei Schwindel und Hyperventilation: Beine Hochlegen

Unser Dank geht hier an die Awarenes-Gruppe Hildesheim, die uns tatkräftig mit Tipps und Empfehlungen unterstützt haben. Mehr zu ihrem Awarnesskonzept und Digitalen Safer Space findet ihr hier: https://awareness-hildesheim.de

Ausführliche Beschreibungen der Übungen

Atmung: Stelle dir vor, dass du mit deinen gespitzten Lippen die Luft wie durch einen dünnen Strohhalm ziehst. Achte darauf dass du ruhig atmest und einen schön ruhigen Rhythmus behältst. Fülle deine beiden Lungenflügel zu gänze aus. Beim Ausatmen kannst du dann deine Lippen locker lassen und sozusagen Abschnauben. Deine Lippen vibrieren dabei und vielleicht entsteht eine kleine Melodie . Wechsle zwischen dem Strohhalm-atmen und dem Abschnauben. Dies kann als körperliche und emotionale Lockerungsübung dienen. In Schocksituationen kann dir geregeltes Atmen helfen, ruhig zu bleiben und dir eine Art Struktur geben. Ein klassischer beruhigender Atemrhythmus ist auch 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen. Wenn du in der Öffentlichkeit unterwegs bist, kannst du mit dem Gesicht und den Händen kleine Bewegungen machen. Rolle beispielsweise mit den Augen von links nach rechts oder von oben nach unten. Suche mit den Augen nach etwas Schönem oder Interessanten in deiner Umgebung. Das kann dir helfen dich zu fokussieren und dir eine konkrete Aufgabe während einer Paniksituation zu geben. Oder bewege deinen Mund und deine Zunge. Schneide vielleicht unbemerkt oder bemerkt Grimassen. Das kann helfen bei Schreck- und Sprachlosigkeit. Oder Gähne ausgiebig, das signalisiert deinem Gehirn Entspannung und lockert gleichzeitig dein Kiefergelenk. Du kannst auch mit deinen Fingern zählen. Bewege deine Finger, zähle von rechts nach links mit beiden Händen. Dies kann dir zeigen, dass du in einer Situation durchaus zurechnungsfähig bist. Du kannst auch deine Hände abwechselnd zu Fäusten schließen und wieder öffnen. Damit unterstützt du die Durchblutung in deinen Händen und Armen und signalisierst deinem Gehirn “Ich habe alles im Griff”. Handbewegungen können zu der wichtigen Erkenntnis in Stresssituationen führen, dass du handlungsfähig bist. Solche Erkenntnisse können bei traumabedingten Ohnmachtsgefühlen, Niedergeschlagenheit oder Mutlosigkeit helfen. Lass dir daher eigene Geschicklichkeitsspiele für deine Hände einfallen.

Du kannst dir auch einen inneren, sicheren Ort bauen. Dein innerer sicherer Ort ist ein Ort, an dem es dir besonders gut geht. Keine realen Personen sind dort. Es kann ein Ort sein, den du kennst, z.B. dein Kinderzimmer, aber auch ein Fantasieort, z.B. auf einem anderen Planeten. Um dir einen inneren sicheren Ort zu schaffen kannst du dir erst einmal überlegen, was du brauchst, um dich geborgen und wohl zu fühlen. Dann versuchst du dir so einen Ort vorzustellen. Dafür verankerst du dich in deiner Gegenwart, das bedeutet, dass du deine Füße festen Kontakt zum Boden aufnehmen lässt. Wenn du sitzt, versuchst du, die Kontakt-und Druckpunkte mit der Sitzfläche wahrzunehmen ohne zu werten, ob du es gemütlich findest oder nicht. Versuche ruhig und gleichmäßig zu atmen. Dann stelle dir einen Ort vor, an dem du dich wohl fühlst. Lasse Gedanken und Vorstellungen aufsteigen, so wie es dir gerade möglich ist. Lasse wie eine Künstlerin einen Ort entstehen, der dir gefällt. Welche Farben hat der Ort? Gibt es dort Tiere oder andere Wesen? Gibt es schützende Wände oder ist es eine freie Fläche? Gestalte den Ort, sodass er rundum sicher und gemütlich für dich ist. Was siehst du? Wie ist das Licht? Wie warm ist es dort? Der Ort muss erstmal nicht perfekt sein – Wenn du zufrieden bist, verankerst du den Ort indem du dir eine kleine Geste, z.B. das Klopfen auf die Oberschenkel, das Reiben der Daumen aneinander o.Ä. ausdenkst. Wiederhole die Geste mehrmals. Wenn du die Geste jedes Mal machst, bevor du den sicheren Ort aufsuchst, dann wird es jedes Mal leichter, sich ihn vorzustellen. Um die Übung zu beenden, fokussiere dich wieder auf den Kontakt deines Körpers mit dem Untergrund. Komme langsam zurück in den Raum.

Größere Bewegungen sind beispielsweise positive Berührungen wie dich selbst Streicheln oder Umarmen. Schmerzhafte Körpererinnerungen kannst du durch gute Körperberührungen verblassen lassen. Dies kann zu wertvoller mentaler Stabilisierung gegen Belastung, Traumata und schmerzhafte Erinnerungen führen. Dein Schlaf kann dadurch besser und deine Träume schöner werden. Lege dafür beispielsweise deine Hand auf deine Brust und streichle leicht über deine Herzgegend. Spüre die liebevolle Berührung deiner Hand. Oder streiche und wische über deine Arme, deine Beine und deinen Torso und Kopf. Besonders auch über Bereiche, die unter Trauma-Schmerz leiden. Führe leichte oder energische Bewegungen aus, oder wechsle diese ab, so wie es für dich passt! Weiter zu den Armen. Richte dich auf und schwinge deine Arme mit viel Schwung über deinen Kopf. Dies kann dir ein positives und leichtes Körpergefühl geben. Dann stell dir vor du wirfst abwechselnd mit deinem rechten und linken Arm imaginäre Dinge über deine Schultern. Denke dabei, dass du alles Belastende hinter dich wirfst. Dann mach gern weiter mit den Ellbogen, indem du deine Arme anwinkelst und mit den Ellbogen seitlich von deinem Körper Kreise in die Luft zeichnest. Du kannst auch Dreien zeichnen oder deine Ellbogen von vorne nach hinten stoßen. Indem du deine Arme bewegst signalisierst du deinem Gehirn, dass du Kraft hast und handeln kannst. Ein gutes Mittel gegen lähmende Angst. Ebenfalls auffälligere Techniken umfassen folgend den gesamten Körper: Schüttle deinen Körper. Fang gern bei einem Arm an und weite das Schütteln bis zu deinen Zehen aus. Oder stehe aufrecht und breitbeinig und stampfe dann mit den Beinen abwechselnd auf. Wiederhole dies mehrfach. Das Stampfen kannst du auch weiterführen ins Hüpfen, mit beiden Beinen oder abwechselnd. Diese Übungen können dir ein Gefühl von Power, Kraft und Leichtigkeit geben, indem du deinen Stress abschüttelst, dich aufwärts bewegst oder einen stabilen Stand einnimmst. Hier kannst du auch Kraftübungen wie in die Luftboxen oder auf deine eigene Brust klopfen einbauen. Alternativ kannst du dich auch mit dem gesamten Körper leicht hin und her wiegen; im Stehen, Sitzen oder Liegen. Schließe dabei deinen gesamten Körper mit ein, auch deinen Kopf. Dies ist eine sehr tröstliche und beruhigende Bewegung und ein machtvolles Mittel bei einem Gefühl von lähmender Angst.

Bücher Tipps, Artikel und weiter Empfehlungen

Awareness:

  • Triggerwarnung. Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen. - Eva Berendsen, Meron Mendel, Saba-Nur Cheema [Hg.]

  • Antisexistische Awareness: Ein Handbuch - Ann Wiesental

(trans) Lesbischer Feminismus:

  • Banerjea, N./Browne, K./Ferreira, E./Olasik, M./Podmore, J. (2019): Lesbian Feminism. Essays Opposing Global Heteropatriarchies. London: ZED Books, 1-20.

  • Ahmed, S. (2018): Lesbian Feminism. In: Dies. Living a Feminist Life. Duke University Press, 213-234. Optional: Intro 1-18 und Killjoy Survival Kit 235- 250.

  • Stryker, Susan (1994): MY WORDS TO VICTOR FRANKENSTEIN ABOVE THE VILLAGE OF CHAMOUNIX. PERFORMING TRANSGENDER RAGE. In: GLQ, 1, 237-254.

Schwarzer/Intersektionaler Feminismus/Anti-Rassismus:

  • guidetoallyship.com/

  • Matsuda, Mari J. (1992): Beside My Sister, Facing the Enemy: Legal Theory out of Coalition. In: Stanford Law Review, 43(6), 1183-1192.

  • Lorde, A. (1984): The Uses of Anger. Women Responding to Racism. In: Dies. Sister Outsider, Crossing Press. Deutsche Übersetzung: Vom Nutzen unserer Wut. In: Ramasuri 1, 15-24.

  • hooks, b. (1994): Der oppositionelle Blick. Schwarze Frauen als Zuschauerinnen. In: Dies: Black Looks. Popkultur - Medien - Rassismus. Berlin, 145-166.

  • Forna, Aminatta (2020): Gehen und Macht. In: Lubkowitz, Anneke (Hg.): Psychogeografien. Ein Anthologie. Berlin: Matthes & Seitz, S. 113-130.

  • Hasters, Alice: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten.

Noah, Sow (2008) Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus.

  • Olawale Kosoko, Jaamil (2018): Crisis in the Gallery: Curation and the Praxis of Justice. In: Blackness &the Postmodern.

  • Crenshaw, Kimberlé (1989): Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics.

  • Ogette, Tupoka (2018): Exit Racism, kostenloses Hörbuch: https://exitracism.de.

  • Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah (Hg.) (2019): Eure Heimat ist unser Albtraum, Ullstein Verlag.

  • Michel Abdollahi, Alman-Taxi zu finden bei YouTube unter Viertes Deutsches Fernsehen, https://www.youtube.com/channel/UCtrDdfLFKwrharkfBNg7ZJQ.

Anti-Kolonialismus:

Anti-Ableismus/Barrierereduktion:

Klassismus:

Antisemitismus:

  • Czollek, Max: Desintegriert euch.

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