PROGRAMM
Corona-Information
Die Corona-Pandemie hat es uns nicht leicht gemacht zu planen! Bis vor kurzer Zeit hatten wir gehofft, dass es die Infektionszahlen Ende Mai ermöglichen, einen Teil des Programms von Nocturnal Unrest vor Ort stattfinden zu lassen. Angesichts der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie haben wir nun entschieden, dass Nocturnal Unrest zum allergrößten Teil digital stattfinden wird. Bei der Digitalisierung der Formate werden wir weiterhin von unseren Spielstätten Künstlerhaus Mousonturm und Hafen 2 unterstützt (danke!).
Während du diese Zeilen liest, arbeiten alle Beteiligten des Festivals arbeiten mit Hochdruck an der Digitalisierung ihrer Formate – wir vom nOu-Kollektiv möchten uns an dieser Stelle bei allen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, Expert:inenn, Techniker:innen und allen weiteren involvierten Personen für diese fulminante Arbeit bedanken! Wenn wir könnten, wir würden die Pandemie für euch stoppen!
Mehr zum digitalen Festival findest du unter Digitales. Wir freuen uns darauf, euch digital zu treffen!
Das Programm ist in weiten Teilen ab 16 Jahren empfohlen.
Übersicht
Beginn von
Festival-Programm
Hier kannst du im Programmheft blätternDonnerstag, 20. Mai 2021
I dreamt a little dream
Die Künstlerin Selamawit Mulugeta nimmt uns mit ihren Foto-Austellung in die Welt der Träume und fragt: Kann es post-/dekoloniale feministische Träume geben und wenn ja, wie würden diese aussehen? Dabei folgen die Fotos dem weiblichen Subjekt „Creature“, das die Nacht vor allem als Zwischenraum begreift. Auf explorative und experimentelle Weise stellt die Künstlerin Fragen nach den Möglichkeiten der Selbstermächtigung durch eine veränderte Beziehung zwischen dem Subjekt und seiner Beziehung zur Welt.
Zur Vernissage am 15. Mai lädt Selamawit Mulugeta zum Austausch ein.
Eröffnungsrede: Women Walking and Loitering at Night
Neha Singh ist eine in Mumbai lebende Künstlerin und Aktivistin. Dort startete sie auch die Why loiter?-Bewegung im Jahr 2014. Was als persönliches Projekt begann, verbreitete sich schnell über das ganze Land. Wie aber schafft dieser kleine und scheinbar banale Akt einer Frau, die auf der Straße herumlungert, eine Revolution, gar eine Frauenbewegung? Neha Singh will in ihrem Vortrag Women Walking and Loitering at Night (Frauen, die nachts herumlaufen und herumlungern) mit den Besucher:innen von Nocturnal Unrest über die Entstehung und das Wachstum der Why loiter?-Bewegung und darüber hinaus, wie es die Erzählung von Sicherheit hin zu Vergnügen und Spaß in Bezug auf Frauenrechte in Indien und der ganzen Welt verändert hat, sprechen.
A Pocket of Dyke Feelings
A Pocket of Dyke Feelings ist ein spielerisches und performatives Nachdenken über (queere) Archive und die Frage, wie queeres Wissen in einer cis-heteronormativen Gesellschaft organisiert ist. Es möchte der gewaltsam ausschließenden „Objektivität” normativer Archive ein intimes, interaktives und absolut unvollständiges Experiment entgegenstellen und lädt dazu ein, selbst Geschichtsschreibung zu betreiben. Via Handy sind Teilnehmer:innen dazu aufgerufen eigene fiktive und reale Geschichten, TikToks, „Fakten”, Lieblings-Dykes, Sprachnachrichten und alle Ephemera, die ihnen in den Sinn kommen, an das Archiv zu senden. Die Beiträge werden Teil des Archivs und im Gegenzug kommt ein Stück aus dem Archiv zurück. Diese Schleife setzt sich während des gesamten Festivals fort – einmal Teil des Archivs können Teilnehmer:innen tiefer in die Kommunikation eintauchen, mit dem Archiv interagieren, mehr Fragmente einbringen oder erfragen, es herausfordern oder kritisieren. Zum Abschluss gibt es am Montag, den 24. Mai ein gemütliches digitales Zusammenkommen zur Archivschau.
SCHLEIM IS (PART OF) THE ANSWER
Julia*n Meding und Tina Turnheim laden zur vorsichtig-zarten Erforschung der Verunreinigung und Zersetzung des vermeintlich Soliden, Identitären und Männlichen. Auf dem Spiel steht die Auflösung des Körperpanzers durch den (Syphilis-)Bazillus: Eine inhaltliche wie ästhetische Gratwanderung intimer Distanznahme, die Krankheit enttabuisiert, das „Gesunde“, körperlich und geistig Normierende in Frage stellt, Verletzlichkeit und Abhängigkeiten aufdeckt und den Siff feiert. Diskursiv, spielerisch und haptisch-materiell sucht unser Versiffungs-Workshop, aufbauend auf den feministischen Ansatz der Radical Softness, nach einer Kritik und eigenen Erfahrungen mit Ableism, einen empowernden Zugang zur „Lustseuche“ Syphilis als utopisches Tool in Richtung einer Queer Crip Future. Durch vier verschiedene Übungen und Versuche finden wir im Laufe einer Woche gemeinsam heraus, was Praktiken sein können, um uns aus sicherer Distanz der Zersetzung der eigenen Grenzen körperlich anzunähern.
Fem.Mag. – Feministische Wandzeitung
Fem.Mag. sind ein loses feministisches Kollektiv, das sich mittels Aktionismus als Form politischen Handelns aktiv die Nacht zurückerobert. Ihre frankfurtweiten Plakatier-Aktionen unter dem Titel Fem.Mag. – Feministische Wandzeitung bewegen sich irgendwo zwischen Dämmerung und Finsternis. Sie wollen mit der Wandzeitung feministische Fragestellungen und Problematiken sichtbar machen. Damit leisten sie einen Beitrag zur gegen-hegemonialen Berichterstattung und schreiben sich wortwörtlich an Fassaden, Litfasssäulen, Stromkästen, Bahn-Stationen und vielen weiteren Orten unserer Stadt ein. Die Parole RECLAIM THE NIGHT ist, in Anlehnung an die Protestmärsche, welche seit 1976 weltweit von Frauen und Queers durchgeführt werden, Inspiration für die Praxis ihrer Aktion.
Workshop – Women Walking and Loitering at Night
Neha Singh ist eine in Mumbai lebende Künstlerin und Aktivistin. Dort startete sie auch die Why loiter?-Bewegung im Jahr 2014. Was als persönliches Projekt begann, verbreitete sich schnell über das ganze Land. Wie aber schafft dieser kleine und scheinbar banale Akt einer gewöhnlichen Frau, die auf der Straße herumlungert, eine Revolution, gar eine Frauenbewegung?
Workshop mit Neha Singh
night song
night song ist ein Audio-Walk, in dem drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen das Publikum mit auf eine Reise der Lust, Sexualität und Sinnlichkeit nehmen. Persönliche Geschichten verweben sich mit gesellschaftlichen Tabus und Umbrüchen. Was hat sich in Bezug auf sexuelle Aufklärung eigentlich getan? Welche Sprache steht uns zur Verfügung um darüber zu sprechen und welche Räume? Der Audio-Walk setzt die Perspektiven und Erfahrungen der Frauen in Bezug zum öffentlichen Raum einer Großstadt der Nacht. Das Publikum wird eingeladen, Teil der Konversation zu werden.
Freitag, 21. Mai 2021
SCHLEIM IS (PART OF) THE ANSWER
Julia*n Meding und Tina Turnheim laden zur vorsichtig-zarten Erforschung der Verunreinigung und Zersetzung des vermeintlich Soliden, Identitären und Männlichen. Auf dem Spiel steht die Auflösung des Körperpanzers durch den (Syphilis-)Bazillus: Eine inhaltliche wie ästhetische Gratwanderung intimer Distanznahme, die Krankheit enttabuisiert, das „Gesunde“, körperlich und geistig Normierende in Frage stellt, Verletzlichkeit und Abhängigkeiten aufdeckt und den Siff feiert. Diskursiv, spielerisch und haptisch-materiell sucht unser Versiffungs-Workshop, aufbauend auf den feministischen Ansatz der Radical Softness, nach einer Kritik und eigenen Erfahrungen mit Ableism, einen empowernden Zugang zur „Lustseuche“ Syphilis als utopisches Tool in Richtung einer Queer Crip Future. Durch vier verschiedene Übungen und Versuche finden wir im Laufe einer Woche gemeinsam heraus, was Praktiken sein können, um uns aus sicherer Distanz der Zersetzung der eigenen Grenzen körperlich anzunähern.
VERNISSAGE: Fem.Mag. – Feministische Wandzeitung
Trefft das Fem.Mag-Kollektiv im digitalen Ausstellungsraum!
Fem.Mag. sind ein loses feministisches Kollektiv, das sich mittels Aktionismus als Form politischen Handelns aktiv die Nacht zurückerobert. Ihre frankfurtweiten Plakatier-Aktionen unter dem Titel Fem.Mag. – Feministische Wandzeitung bewegen sich irgendwo zwischen Dämmerung und Finsternis.
The Hidden Side of the Moon: Fragments of A Feminist Dream Interpretation
Die poetisch-visuelle Collage The Hidden Side of the Moon: Fragments of A Feminist Dream Interpretation (Die verborgene Seite des Mondes: Fragmente einer feministischen Traumdeutung) reflektiert über die Möglichkeiten einer feministischen Traumdeutung und schlägt eine neue Sprache der Traumanalyse vor, die sich aus der feministischen Psychoanalyse, der Poesie, der bildenden Kunst und der Mythologie speist. Anstatt die seltsame Dunkelheit des Unbewussten mit dem Licht des Verstandes zu beleuchten, denkt The Hidden Side of the Moon mit und durch die Nacht-Seite des menschlichen Bewusstseins und folgt dem Nabel der Träume, der Stelle, an der der Traum ins Unbekannte hinabreicht. In verschiedenen Träumen und Zwischenspielen eignet sich die Künstlerin in den Textausschnitten die Traumanalyse, als Methode für kollektives feministisches Träumen, Schreiben und das Hervorheben des Unterbewusstseins, an. Die visuelle Collage ist für die Dauer des Festivals einsehbar.
Nocturnal Queer Bodybuilding
Der Workshop Nocturnal Queer Bodybuilding spielt mit der trügerischen Energie von Drag-Performances und der Idee, dass Sport-Praktiken unpolitisch seien. Die Performer:innen Rahel und Simon(e) durchlaufen eine Choreografie von Übungen, feuern sich im Wettbewerb an, stehen aber auch in Co-Abhängigkeit zueinander, denn sie benutzen sich gegenseitig als Gewichte. Was wird als Stärke wahrgenommen, welche Körper können Muskeln und Dehnungen ausführen? Wer darf sich ausruhen, wessen Präsentation von Kraft gilt als affektiv? Das Publikum ist eingeladen, sich in dieses Gespräch mit den Performer:innen einzubringen.
WAX-en
Wachs verwandelt sich innerhalb weniger Minuten, schmilzt, tropft, fließt, brennt, verbreitet sich auf einer Fläche, kühlt, trocknet, lässt sich modellieren, bedeckt und zerreißt. In den Daseins-Formen des Wachses formen sich die Familienbiografien der Performer:innen heraus: Geschichten über Migrations- und Exilerfahrungen, Familienrituale, Geschlechter-Sozialisierung sowie die Selbstbilder und Diskurse von Diaspora. Die Bühne ist leer und wird zum einem Experimentier- und Laborraum.
Rundbogen gegen Schlaflosigkeit
Wir konnten nicht mehr schlafen. Nicht schlafen können bedeutet, dass der Alltag zerfällt, dass der Körper taub wird, dass der Kopf sich nichts mehr merken kann, dass die Identität zerfällt, dass ich Angst habe vor dem Schlafen, dass ich Angst habe vor der Nacht. Irgendwann sind wir losgelaufen: losgelaufen, damit der Kopf aufhört sich zu drehen, weitergelaufen damit der Körper müde wird. Schlaflosigkeit hat unterschiedliche Formen, produziert verschiedene Gefühle und trifft unterschiedliche Körper, sie kann beängstigend oder lähmend sein, aber auch inspirierend. Aber eins bleibt, sie lässt sich schwer kollektivieren: Welche Erfahrungen von Ausschluss, Norm, Diskriminierung, Verrücktheit erleben wir im Wachzustand, die uns den Schlaf rauben? Kann Schlaflosigkeit emanzipatorisches Potenzial haben, weil es sich einer Produktivitätslogik verweigert? Und welche Strategien gibt es: weitermachen, zerfasern, raven gegen die Schlaflosigkeit?
Samstag, 22. Mai 2021
HILMA – An die Noch-Nicht-Geborenen
Die Werke von Männern gelten im Universum der Kunstgeschichte nicht selten als die großen Planeten. Die Künstler:innen scheinen oft dazu verdammt, wie Trabanten um sie zu kreisen, mal näher, mal weiter entfernt und scheinbar ohne Chance je selbst ins Zentrum gelangen zu können. In dieser Logik wurde auch die Arbeit der schwedischen Malerin Hilma af Klint (1862-1944) herabgestuft. Obwohl sie 1906 das wohl erste abstrakte Gemälde überhaupt – Jahre bevor die männlichen Maler Kandinsky, Malewitsch und Mondrian diese Titel für sich reklamierten – erschuf, wurde ihre Malerei häufig wie ein Glückstreffer behandelt, zufällig und ungeplant. Im Rahmen von Nocturnal Unrest wird eine einstündige Zooméance den Geist von Hilma af Klint auferstehen lassen. In einer kritisch-spiritistischen Sitzung wollen wir die phallozentrische Geschichtsschreibung sprengen: Wer war diese Frau am Mälarsee, die ihr Werk wie in einer Zeitkapsel in die Zukunft schoss? Sie, die auf kommende Generationen vertraute und damit auf Menschen, die noch nicht geboren waren?
Hilma Af Klint Series SUW, No 14 Swan, 1914 -1915 von Illizad ist lizensiert in CC BY 2.0
Dosta, Dosta (genug, genug)
Dosta, Dosta (genug, genug) – ein narratives Video-Essay – vereint Klagefrauen, Tänzer:innen und Aktivist:innen aus Serbien, Montenegro, Deutschland und Österreich und ihre Praxen des Trauerns, Klagens und Lamentierens in Gemeinschaft. Es fragt nach deren politischen, performativen und feministischen Möglichkeiten. Welche Formen von Gemeinschaft und Protest entstehen durch öffentliches Trauern und Klagen? Welche politische Dimension bekommt der Körper?
Pretty Woman / That's not my name
Der Diskurs-Video-Walk Pretty Woman / That’s not my name setzt sich mit den Erzählweisen und Machtmechanismen in Hollywoodfilmen auseinander. In Relation dazu wird das Phänomen des „Gaslighting" gesetzt, d.h. die psychische Gewalt, mit der Personen gezielt desorientiert, manipuliert und in ihrer Realitäts-Wahrnehmung verunsichert werden. Der Diskurs-Video-Walk thematisiert dieses (fast gänzlich) männlich dominierte Narrativ sowie die einseitige Darstellung von Frauen und setzt diesem mittels Video-Beiträgen von Theoretiker:innen, Künstler:innen, Psycholog:innen und Journalist:innen feministische Perspektiven entgegen. Mit einem öffentlichen Diskurs-Video-Walk, zwischen Flâneuserie und Demonstration, eignen wir uns den öffentlichen Raum bei Nacht (wieder) an – ohne Gaslight, aber im Lichte von Filmen und Stimmen, die die Perspektiven von Frauen sichtbar machen.
Revenge of the Creature - Intersektionale Träume und Alpträume
Panel-Veranstaltung mit Selamawit Mulugeta, Matti Traußneck sowie Nebou N'Diaye und Katalina Götz von Hajusom. Die Moderation übernimmt Ana Paula Oliveira Martins dos Santos.
Feel Tank: Feminist Burnout
Feel Tanks (eine Abwandlung von "Think Tank") leiten ihren Namen aus einem größeren Projekt ab, das als Public Feelings Project bekannt wurde und das aus der Überzeugung heraus operiert, dass "das Verständnis affektiver Investitionen der Ausgangspunkt für theoretische Einsichten in die Funktionsweise von Kapitalismus, Rassismus und Sexismus innerhalb von Machtstrukturen sein kann". (Cvetkovich, 2007, Übersetzung von nOu).
Wie können wir die Verbindung zwischen der affektiven Intensität von Gefühlen der Erschöpfung, die sich in individuellen Körpern bemerkbar machen, und sozialen und politischen Strukturen, die uns kollektiv betreffen, ernst nehmen? Wie können wir aus der Perspektive feministischer, queerer, antirassistischer und anti-ableistischer Politiken über diese verstrickten Gefühle nachdenken, insbesondere wenn sie dazu führen, dass so viel „gute" feminstische Wissensproduktionen aus Negativität und belastenden Erfahrungen hervorgeht?
In den anhaltenden Kämpfen gegen globale anti-Schwarze, queer-/transfeindliche konservative Regierungen, die neue pandemische „Normalität“ und die Streichung von Geldern für die Kunst- und Geisteswissenschaften, hat sich der Wunsch nach Räumen der Fürsorge und Verbundenheit noch nie dringendender angefühlt. Wie können wir den feministischen Raum in den Fokus rücken, von dem wir ein Teil sein wollen? Ein Raum, in dem wir uns gegenseitig unsere Arbeit schenken – und nicht den Institutionen – in dem wir gemeinsam Räume schaffen, um die kommenden Katastrophen zu überstehen und einen Widerstand zu mobilisieren, der Lust und Freude in den Mittelpunkt stellt. Dieser diskussionsgeleitete Workshop konzentriert sich auf die negative affektive Verstrickung unseres Feminist Burnout.
Foto von Chloe Turner, in Homage an Tammy Rae Carlands Lesbian Beds series (2002)
Extinct
Extinct ist ein Sound-Stück, das geisterhafte und transzendente Körpererfahrungen zu einer verbalen und musikalischen Beschwörung komponiert. Es ist eine auto-fiktionale Horrorgeschichte über phantasmatische Gestaltwandler, Unterwerfungen, Traumata, Reinkarnation und verlockende Leerräume im Körper, in die die Zuhörer:innen eintauchen dürfen. Extinct ist ein Versuch, die abgründige Hitze, die aus diesen Hohlräumen aufsteigt, nutzbar zu machen und sie in unermessliche und geteilte Freuden des Körpers, des Geschlechts und in eine Vielzahl von Identitäten (selves) umzuwandeln.
FETISCH. poetische theorie performance
Nacht ist zur Verschwörung da. Nacht liegt vor dem Morgenrot. Eine Eule schreit.
Trommeln: Ritual, Revolte, Herzschlag.
Fetischkritik des Fetischs im Fetisch der Fetischkritik.
WHITE CUBE_dekolonial
WHITE CUBE _dekolonial ist eine 15-minütige Performance, in der Nebou N’Diaye & Katalina Götz die Geschichte kolonialer Machtverhältnisse samt wissenschaftlicher Legitimierung seit der Aufklärung mit ihrer eigenen komplexen Erfahrung als (B)POC miteinander verschränken. Durch radikalen Umgang mit vier unterschiedlich gefärbten Puddingsorten, die für angeblich existierende vier „Menschentypen“ und ihre Hautfarben stehen (Carl v. Lineé Systema Naturae), dekonstruieren sie selbstbewusst und feinfühlig den „White Cube” zu einem selbstbestimmten, emanzipatorischen Raum des Empowerments. Ursprünglich ein Themen-Ort in der installativen Performance AZIMUT dekolonial - ein Archiv performt (Uraufführung März 2019, Kampnagel) ist WHITE CUBE_dekolonial mittlerweile zu einem eigenständigen Format transformiert, das repräsentativ für die Perspektive von HAJUSOM als transnationales Kollektiv steht. Die Aufnahme ist bis zum Ende des Festivals zugänglich.
Von und mit: Katalina Götz und Nebou N’Diaye
Ranzfurter Hexenkonvent
Beim Ranzfurter Hexenkonvent erwartet alle teilnehmenden Hexen:r und Zauberwesen ein fabelhaftes und gar festliches Wagnis: Zusammen beschwören wir uralte Kräfte, einen Zauber zu wirken, der die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttern wird! Kommt zusammen und verbündet euch mit uns – egal ob in Fleisch und Blut oder im Äther über euren Kristallkugeln: Lasst uns unsere Kräfte bündeln, um dem Patriarchat die Knie aneinander zu ketten! Mit Einsetzen der Dämmerung werden wir alle gemeinsam unsere Macht channeln und das Ritual der Weltenverschiebung wirken. Gemeinsam tragen wir unsere gebündelten Energien in die Nacht hinaus – spätestens dann können uns immer mehr Zauberwesen mit ihrer magischen Präsenz verstärken: Aus dem Zwielicht in die Nacht hinaus, kreischen und krächzen wir, tanzend und singend unsere Wirksprüche! Zieht mit uns in diese Nacht, durch unsere von Kapitalismus und toxischer Manneskraft verseuchten Stadt, und trachtet zusammen mit uns nach der Dämmerung einer neuen Zeit!
Festival-Party mit GG Vybe
Wir vermissen elektrische Party Vibes und smoothe Zusammenkünfte. Johanna und CVL von GG Vybe schenken uns mehr als ein Trostpflaster und legen direkt aus dem Mousonturm B2B für uns auf - vor Mitternacht, weil die Pandemie den Partyrhythmus zerhackt hat und es jetzt früh ins Bettchen geht. Räumt die Möbel zur Seite oder nutzt die Federkern-Matratze für Extra-Bounce und kommt vorbei in unseren Zoom-Raum - mit Kamera oder ohne, mit WG, Lovers, Friends und Kids oder allein zusammen im Digital Space. Natürlich ist das ganze umsonst, besorgt euch aber ein Ticket damit ihr den Zoom Link bekommt.
Sonntag, 23. Mai 2021
Rundbogen gegen Schlaflosigkeit – Publikumsgespräch
Begleitveranstaltung zu Audio-Walk Rundbogen gegen Schlaflosigkeit
Wir konnten nicht mehr schlafen. Nicht schlafen können bedeutet, dass der Alltag zerfällt, dass der Körper taub wird, dass der Kopf sich nichts mehr merken kann, dass die Identität zerfällt, dass ich Angst habe vor dem Schlafen, dass ich Angst habe vor der Nacht.
Irgendwann sind wir losgelaufen: losgelaufen, damit der Kopf aufhört sich zu drehen, weitergelaufen damit der Körper müde wird.
Schlaflosigkeit hat unterschiedliche Formen, produziert verschiedene Gefühle und trifft unterschiedliche Körper, sie kann beängstigend oder lähmend sein, aber auch inspirierend. Aber eins bleibt, sie lässt sich schwer kollektivieren: Welche Erfahrungen von Ausschluss, Norm, Diskriminierung, Verrücktheit erleben wir im Wachzustand, die uns den Schlaf rauben? Kann Schlaflosigkeit emanzipatorisches Potenzial haben, weil es sich einer Produktivitätslogik verweigert? Und welche Strategien gibt es: weitermachen, zerfasern, raven gegen die Schlaflosigkeit?
Das Team von Rundbogen gegen Schlaflosigkeit lädt das Publikum dazu ein mit ihnen ins Gespräch über den Audio-Walk zu kommen.
Workshop – WHITE CUBE_dekolonial
Dies ist der begleitende Workshop zur Performance WHITE CUBE_dekolonial. Von und mit Nebou D'Diaya und Katalina Götz vom Ensemble Hajusom geht es im Workshop um koloniale Archive und künstlerische (Biographie-)Arbeit für Menschen mit Rassismuserfahrungen.
night song
Begleitveranstaltung zum Audio-Walk night song
night song ist ein Audio-Walk, in dem drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen das Publikum mit auf eine Reise der Lust, Sexualität und Sinnlichkeit nehmen. Persönliche Geschichten verweben sich mit gesellschaftlichen Tabus und Umbrüchen.
Wanda Dubrau und Christa L. laden am Sonntag ein, Teil des intergenerationalen Austauschs zu werden: ihr könnt mit ihnen eure Eindrücke vom Audio-Walk zu besprechen und Fragen zu stellen.
Documenting Nocturnal Flâneuseries - Screening
Laufen, beobachten, erforschen, ausweichen: Documenting Nocturnal Flâneuserie ist ein zweiteiliges Projekt, das die Frage stellt, wie es wirklich ist, den Stadtraum bei Nacht als weiblich gelesene Person zu erleben, mit der Absicht, Mythen zu zerstören und gleichzeitig in einen Dialog über Strategien für ein genussvolles Flanieren nach Einbruch der Dunkelheit zu treten. Der erste Teil fand im Rahmen von zwei Online-Workshops statt, bei denen 20 Teilnehmer:innen aus verschiedenen Städten zusammenkamen, um über die Grenzen und Möglichkeiten des Nachtwanderns zu diskutieren. Anschließend gaben Anna Benner und Eluned Zoe Aiano den Teilnehmer:innen eine Liste mit Anweisungen, um in ihre jeweiligen Städte zu gehen und zu filmen, was sie beobachteten. In der zweiten Phase haben sie das von den Teilnehmer:innen gedrehte Material in ein teilweise animiertes Video verwandelt. Der Film verwebt die einzelnen Perspektiven zu einer Art konzeptioneller Stadt, die sich aus allen Städten zusammensetzt und Raum für unterschiedliche Haltungen und Beobachtungen lässt, die von Humor bis Wut, von Schönheit bis Verspieltheit reichen. In diesem Event feiert der Film Premiere und ihr könnt mit den beiden Künstlerinnen und untereinander online ins Gespräch kommen.
Wenn ihr mehr über den Workshop erfahren wollt, in dem das Material für den Film entstanden ist, lest den Artikel Das Narrativ ändern auf dem Blog des Festivals.
Dosta, Dosta (genug, genug) – Publikumsgespräch
Begleitveranstaltung zu Dosta, Dosta (genug, genug) (Work in Progress)*
Dosta, Dosta (genug, genug) – ein narratives Video-Essay – vereint Klagefrauen, Tänzer:innen und Aktivist:innen aus Serbien, Montenegro, Deutschland und Österreich und ihre Praxen des Trauerns, Klagens und Lamentierens in Gemeinschaft. Es fragt nach deren politischen, performativen und feministischen Möglichkeiten. Welche Formen von Gemeinschaft und Protest entstehen durch öffentliches Trauern und Klagen? Welche politische Dimension bekommt der Körper?
Das Team von Dosta, Dosta wird Aspekte ihrer Arbeit im Gespräch mit Dalibor Mikić sowie dem Publikum diskutieren.
toss and turn. Eine Selbstbefragung.
Du?
Hm?
Bist du noch wach?
Mhhm.
Ich kann nicht schlafen.
Ich auch nicht.
Kann ich dich was fragen?
Ja.
Wie sind wir geworden, wer wir sind?
Operation Alien Love #1
Wie nah ist nah? Wann haben wir uns das letzte Mal so berührt, dass sich unsere Armhaare aufgestellt haben? Was wäre, wenn wir von Science Fiction Inspirationen für unsere sexy moments finden könnten? Und warum liegen hier überall Artischocken?
Im fünfzehnten Monat der Pandemie versucht die Operation Alien Love in einem dreistündigen Audio-Workshop Intimität und Science Fiction zusammen zu bringen. Annie Sprinkles Vision von Orgasmen ohne Berührung und Octavia Butlers Ideen zu neuen Körperkommunikationen inspirieren uns auf dieser nächtlichen Reise durch den langen zweiten Lockdown, oder ist es der dritte oder der vierte Lockdown? Ist es Fiktion? Ist es Spekulation? Über Kopf- und Telefonhörer verbunden, entwickeln wir mit euch zusammen Avatare, die Intimität nochmal von vorne denken, vom Fingernagel aus oder über die Vibration von Achselhaaren. Bis wir uns dann später in der Nacht in imaginären Armen liegen, die Gedanken kratzen und unsere Nähe durch die Telefonhörer riechen können.
Montag, 24. Mai 2021
Raus ins Freie 3 - Performative Formate im öffentlichen Raum
Was muss bei einem Audio-Walk bedacht werden? Woher kommt der Strom bei einem Video-Walk? Wie kann künstlerische Partizipation über Videokonferenzen organisiert werden? Was sind die technischen Bedingungen und was darf auf keinen Fall vergessen werden? Im Rahmen eines Wissensaustausch beschreiben drei Künstlerinnen/Kollektive von Nocturnal Unrest, was für die Erarbeitung ihrer Formate notwendig ist. Dabei dienen die drei Produktionen als best practice-Beispiele aber die Künstlerinnen stehen auch für weitere Fragen zur Verfügung. Ein interaktiver Austausch auf Grundlage der Bedürfnisse und Fragen der Teilnehmer:innen ist ausdrücklich erwünscht. Der Workshop findet in der Reihe "Wissensaustausch für die Zukunft" statt, die vom FondsDarstellende Künste gefördert wird.
Not another vampire movie
In Not another vampire movie schauen wir dem Casting für einen queeren Vampir-Film zu. Der Film zeigt, wie sich die Casting-Teilnehmer:innen in queere Vampir:innen verwandeln und dabei reflektieren und damit experimentieren, was Teil dieser Rolle sein soll. Der Film eröffnet Perspektiven auf queere Identitätskonstruktionen und rüttelt zugleich an den Machtverhältnissen und Normen, die zwischen Schauspieler:innen und Filmemacher:innen in der besonderen Situation eines Castings bestehen. Nachdem Not another vampire movie bereits im Rahmen des Teaser-Programms von Nocturnal Unrest gezeigt wurde, ist der Film nun auch während des Festivals für Zuschauer:innen zugänglich.
Teaser-Programm
Edit-a-night
DIESE VERANSTALTUNG FAND BEREITS IM RAHMEN DES TEASER-PROGRAMMS VON NOCTURNAL UNREST STATT
Der Workshop Edit-a-night hat eine Einführung in die Grundlagen für das Schreiben und Editieren in Wikipedia gegeben. Im Fokus steht dabei die Sichtbarmachung von Frauen*, queeren Personen und BIPoC, um an der Diversifizierung der Wikipedia zu arbeiten. Es geht dabei nicht nur um das Erstellen neuer Einträge, sondern auch um die Aktualisierung und kritische Hinterfragung bereits bestehender Artikel der not-so-open source.
Wenn ihr mehr über die Edit-a-night, die im Rahmen des Teaser-Programms von Nocturnal Unrest stattfand, wissen wollt: Klickt hier für den Blog-Beitrag über den Workshop und die Anleitung zu einer eigenen Edit-a-night!
The Strange Half-Absence of Walking at Night
DIESE VERANSTALTUNG FAND BEREITS IM RAHMEN DES TEASER-PROGRAMMS VON NOCTURNAL UNREST STATT
Kann es eine weibliche Flâneurin geben? Lassen sich die Ängste und Einschränkungen überwinden, die mit dem Spazierengehen bei Nacht in Verbindung stehen? Und kann die Dunkelheit anstatt Bedrohung und Furcht auszulösen nicht auch Freiheit und Schutz bieten? Der Audio-Walk The Strange Halb-Absence of Wandering at Night der Medienkünstlerin Johanna Steindorf wirft diese und weitere Fragen auf und folgt einer weiblichen Hauptfigur durch die Abenddämmerung.
d rk m tters x a chaotic happening
Unter Einsatz gigantischer Teilchenbeschleuniger wird weltweit an etwas geforscht, das sich weder mit den menschlichen Sinnen noch mit den aktuellen Messmethoden exakt bestimmen oder nachweisen lässt. Dabei wird derzeit davon ausgegangen, dass es bis zu 95 % unseres Universums ausmacht: die Dunkle Materie. Simon(e) van Saarloos und das dark matters Kollektiv (Yana Prinsloo, Malin Nagel, Helen Heß und Annika Wehrle) fragen sich, ob das nicht auch für unsere Städte, unsere Gesellschaft, unsere Wissenschaften, unsere Körper gilt – sind 95 % dessen, was sie ausmacht, vielleicht gar nicht wahrnehmbar? Liegt es im Dunkeln und kann nicht einfach „erleuchtet“ werden, weil es dann nicht mehr wäre, was es ist? In einem aufregenden Mix aus Sound, Vortrag, lautem Nachdenken und gemeinsamem Gespräch gehen Simon(e) und dark matters in d rk m tters x a chaotic happening auf Spurensuche nach der Dunkelheit in der Dunkelheit. Sie regen dazu an, dem Subtilen und Verborgenen nachzulauschen, die Begrenztheit eigener Kontrolle und Macht auszuhalten und eine sinnliche Vernetzung mit Dingen, Organismen und Ungewissheiten einzugehen.
Not another vampire movie
In Not another vampire movie schauen wir dem Casting für einen queeren Vampir-Film zu. Der Film zeigt, wie sich die Casting-Teilnehmer:innen in queere Vampir:innen verwandeln und dabei reflektieren und damit experimentieren, was Teil dieser Rolle sein soll. Der Film eröffnet Perspektiven auf queere Identitätskonstruktionen und rüttelt zugleich an den Machtverhältnissen und Normen, die zwischen Schauspieler:innen und Filmemacher:innen in der besonderen Situation eines Castings bestehen. Not another vampire movie wird online gestreamt, mit der Möglichkeit für deutsche und englische Untertitel. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit dem Filmkollektiv fiktiv! statt.
Not another vampire movie
In Not another vampire movie schauen wir dem Casting für einen queeren Vampir-Film zu. Der Film zeigt, wie sich die Casting-Teilnehmer:innen in queere Vampir:innen verwandeln und dabei reflektieren und damit experimentieren, was Teil dieser Rolle sein soll. Der Film eröffnet Perspektiven auf queere Identitätskonstruktionen und rüttelt zugleich an den Machtverhältnissen und Normen, die zwischen Schauspieler:innen und Filmemacher:innen in der besonderen Situation eines Castings bestehen. Not another vampire movie wird online gestreamt, mit der Möglichkeit für deutsche und englische Untertitel. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit dem Filmkollektiv fiktiv! statt.
VERNISSAGE - I dreamt a little dream
Die Künstlerin Selamawit Mulugeta nimmt uns mit ihren Foto-Austellung in die Welt der Träume und fragt: Kann es post-/dekoloniale feministische Träume geben und wenn ja, wie würden diese aussehen? Dabei folgen die Fotos dem weiblichen Subjekt „Creature“, das die Nacht vor allem als Zwischenraum begreift. Auf explorative und experimentelle Weise stellt die Künstlerin Fragen nach den Möglichkeiten der Selbstermächtigung durch eine veränderte Beziehung zwischen dem Subjekt und seiner Beziehung zur Welt.
Zur Vernissage am 15. Mai lädt Selamawit Mulugeta zum Austausch ein.