Projekte << Nocturnal Queer Bodybuilding

Icon Kalender21. Mai
Icon Zeit19:00 Uhr
Icon LocationOnline
Icon VeranstaltungsformatPerformance
Icon SpracheEnglisch
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Nocturnal Queer Bodybuilding spielt mit der Energie von Drag-Performances und der Besonderheiten von Sport-Praktiken. Die Performer:innen treten ein, positionieren sich wie Bodybuilder:innen, fast nackt, Brüste wie ausgebeulte Muskeln, blicken ins Publikum – trotzig und stolz. Sie machen sich bereit, begießen sich gegenseitig mit Öl auf, klatschen auf Haut. Die Performer:innen durchlaufen eine Choreografie von Übungen, feuern sich gegenseitig an, stehen im Wettbewerb zueinander, aber auch in gegenseitiger Abhängigkeit: Sie benutzen sich gegenseitig als Gewichte. Schwere Atmung wird zum Rhythmus, zum Looping. Das Publikum taucht ein in die spezifische Zeitlichkeit des Bodybuildings, eines Fitnessstudios, das in sich selbst geloopt, perfektioniert und aus der Alltagszeit herausgelöst ist. Ganz wie Kathy Acker fragt: “What actually takes place when I bodybuild? The crossing of the threshold from the world defined by verbal language into the gym in which the outside world is not allowed.” ("Was findet eigentlich statt, wenn ich Bodybuilding betreibe? Das Überschreiten der Schwelle aus der, durch verbale Sprache definierten, Welt in das Fitnessstudio, in dem die Außenwelt nicht erlaubt ist.") Bodybuilding ist eine hochgradig codierte Körperpraxis, die verschiedene Stufen der sozialen Anerkennung durchlaufen hat. Zunächst eingestuft als Beschäftigung der „Unterschicht" bis hin zum körperlichen Ideal, das in Hollywood-Filmen dargestellt wird. Obwohl gesagt wurde, dass Bodybuilding androgyne Körper produziert, die die Geschlechter-Differenz auflösen, produziert die populäre Rezeption des Bodybuildings eher normative Bilder. Indem wir die traditionellen Gesten des Bodybuilders aus einer queeren Erfahrung heraus ausführen, versuchen wir, Störungen in einer ansonsten stark protokollierten Körpersprache zu erzeugen. Dabei kombinieren die Performer:innen Erfahrungen mit traumatischen Ereignissen, die in direktem Zusammenhang damit stehen als „weiblich" gelesen zu werden mit Kampf- und Kontaktsportarten und kreieren so eine Performance, die Fragen von Gewalt, Stärke, Drag Play und Wahrnehmung beinhaltet. Was wird als Stärke wahrgenommen, welche Körper können Muskeln und Dehnungen ausüben? Wer darf sich ausruhen, wessen Präsentation von Kraft gilt als affektiv? In dieser Queer Bodybuilding-Performance wird die Verkörperung als (gender-)queere Menschen und der Wunsch, sich stark zu fühlen und zu erscheinen, ohne normative Männlichkeit zu perpetuieren oder nachzuahmen, erforscht. Wessen Queerness wird repräsentiert und wessen Queerness schließen die Performer:innen als weiße Personen aus, die halbnackt, mit kurvigen, aber nicht fetten Körpern auftreten? Wie überspielen wir die verschlungene Verbindung zwischen Bodybuilding und Ideologien von Gesundheit und Stärke? Zunächst nehmen die Performer:innen „klassische" Bodybuilding-Posen ein, um sie dann weiterzuentwickeln. Es geht aber vor allem darum, Muskeln zu zeigen. Es werden Posen entwickelt, die anstelle von Muskeln anderes Gewebe zeigt: Bindegewebe, Fettgewebe, knöchernes Gewebe, fantastisches Gewebe und das Gewebe, das zwischen uns aufgebaut wird. Mal in Zeitlupe, mal im Zeitraffer wird mit übertriebenen Bewegungen und Sensationslust gespielt.
 Nach der Performance laden Rahel und Simon(e), noch mit Öl bedeckt und halbnackt, das Publikum zu einem kurzen Gespräch über das gemeinsam Erlebte ein.


Fotos von Tessa de Geus

Gut zu wissen

Für die Teilnahme wird ein Materialpaket verschickt, bitte gebt dafür bei der Registrierung bis spätestens 17. Mai eine Post-Adresse an.

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Audio-Deskription

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Untertitel in englisch

Galerie

Team

Simon(e) van Saarloos

Simon(e) van Saarloos

Simon(e) van Saarloos (1990, Summit, New Jersey) ist ein Schriftsteller und Philosoph, der in Amsterdam, Niederlande, lebt. Er veröffentlichte mehrere Bücher auf Niederländisch, darunter einen Roman und eine Sammlung von Kolumnen. In Enz. Het Wildersproces teilt Van Saarloos einen feministischen und queeren Bericht über den Prozess gegen den niederländischen Rechtspolitiker Geert Wilders. In Het monogame drama kritisiert Van Saarloos das monogame Leben und falsche Vorstellungen von Sicherheit und schlägt ein nicht-monogames Liebesleben und eine andere Auffassung von Eigentum und Besitz vor. Das Buch wurde kürzlich ins Englische übersetzt und von Publication Studio unter dem Titel Playing Monogamy veröffentlicht. Ihr jüngstes Buch, Herdenken herdacht, ist ein Sachbuch über queeres Vergessen, Weißsein und verkörpertes Erinnern. Van Saarloos schloss 2020 ihr Studium der Bildenden Kunst und Design am Niederländischen Kunstinstitut (DAI Roaming Academy) mit einem M.A. ab. Ihre Abschlussarbeit Science Without Man: Future Ghosts in a(n) RAtioNAL Space basiert auf einer Künstlerresidenz am Kavli Institute of Nanoscience. Van Saarloos unterrichtet derzeit ein Theorie-Forschungsseminar im Studiengang Ecology Futures M.A. am AKV|St. Joost und kuratiert Kollaborationen zwischen Künstler:innen, Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen, tritt aber auch regelmäßig als Dozent:in, Interviewer:in und Performer:in auf.

Foto von Ashley Röttjers

Natal Igor Dobkin

Natal Igor Dobkin

Natal Igor Dobkin (36), wohnhaft in Tel Aviv, ist Performance-Künstler:in, Lehrer:in und außerordentliche:r Professor:in im Fachbereich Gender Studies an der Ben Gurion University of the Negev in Be'er Sheva, für den er/sie als hervorragende:r Dozent:in ausgezeichnet wurde. Er/Sie unterrichtet einen Performance-Kunst-Kurs an der Kunstschule The Garage für Student:innen mit psychischen Problemen. Dobkin leitet regelmäßig unabhängige Workshops in Tel Aviv, die sich mit der Identität des/der Performer:in in geschlechtlichen und sexuellen Kontexten und in der Bühnenwelt beschäftigen. Dobkin hat einen M.A. in Gender Studies von der Ben Gurion University of the Negev, Be'er Sheva, und einen B.A. in Theaterregie und -pädagogik vom Seminar Hakibutzim College, Tel Aviv.

Rachel Crawford Barra

Rahel Crawford Barra

Rahel Crawford Barra ist eine Tanz- und Videokünstlerin, Performerin und Kampfsportlerin aus Berlin. Their Fokus liegt auf kollektiven Kollaborationen, wobei they die Bedingungen, Gemeinschaften und Beziehungen der Arbeit als entscheidend für die entstehenden Werke betrachtet. Der Körper ist der Hauptort ihrer Arbeit, die Theorie, Sozialwissenschaften, Kampf- und Heilpraktiken durchwebt und dabei auf eine Rückbindung an die Gemeinschaft abzielt. They hat Workshops zu Kampfkunst und kollektiver Fürsorge organisiert und durchgeführt und schließt gerade einen M.A. der Soziologie in Frankfurt/M. ab. Ihre jüngste Arbeit Natur/&$!#@1!/Romantik in Zusammenarbeit mit Zrinka Užbinec analysiert und stört mystifizierte Beziehungen zur Natur und deren Verbindungen zur faschistischen Ideologie von Blut und Erde.